Kunststoffrecycling und Kreislaufwirtschaft

Zentrale Themen des Besuchs von Harald Ebner
Besuch Harald EbnerKarlsruher Institut für Technologie - Markus Breig 2022

Herr Harald Ebner, Mitglied des Deutschen Bundestages und Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit besuchte am 31. März 2022 das KIT. In einem Gespräch mit Wissenschaftlern informierte sich Herr Ebner vor dem Hintergrund der aktuellen Ukraine-Krise, wie die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen wie Erdöl, Erdgas und Kohle schnell ersetzt werden kann.

Dies kann zum einen durch die Nutzung von Biomasse und Kohlendioxid als Kohlenstoffquelle in industriellen Produktionsprozessen erreicht werden, da die heutigen industriellen Wertschöpfungsnetzwerke fast ausschließlich auf fossilem Kohlenstoff basieren. Andererseits muss der Kohlenstoffkreislauf im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft geschlossen werden. Das KIT erforscht die dafür notwendigen Technologien:

  • Im Carbon Cycle Lab erforschen wir das chemische Recycling von gemischten Kunststoffabfällen
  • In der bioliq®-Pilotanlage wird untersucht, wie sich aus Restbiomasse effizient Kraftstoffe und chemische Grundstoffe herstellen lassen
  • Im Energy Lab 2.0 werden verschiedene Technologien zur Speicherung von erneuerbarem Strom in Form von chemischen Energieträgern entwickelt.

Die Problematik des Kunststoffrecyclings besteht darin, dass gängige mechanische Recyclingprozesse bei bestimmten Kunststofffraktionen an ihre Grenzen kommen. Mischkunststoffe oder Kunststoffe mit Zusatzstoffen, welche bestimmte Funktionen in Laptops, Autos, Verpackungen und Baustoffen erfüllen sollen, können nicht mechanisch sortenrein recycelt werden. Sie müssen in ihre chemischen Grundbausteine zerlegt werden. Die Pyrolyse ist ein chemisches Recyclingverfahren, bei dem Kunststoffabfälle in einer inerten Atmosphäre und bei erhöhter Temperatur in gasförmige, flüssige und feste Produkte umgewandelt werden. Diese Pyrolyseprodukte können fossile petrochemische Rohstoffe ersetzen. Bislang wird nur ein sehr kleiner Teil der weltweiten Jahresproduktion von Kunststoffen (> 350 Millionen Tonnen) tatsächlich recycelt. Daher sind diese Techniken für eine kreislauforientierte Kohlenstoffwirtschaft von entscheidender Bedeutung, um den europäischen Green Deal umzusetzen und bis 2050 klimaneutral zu werden.